Sie sind mutig, sie sind unabhängig, sie sind ein Team. Fünf Frauen aus dem 100-Seelen-Nest Douira etwa 50 Kilometer südlich von Agadir sammeln am Meer so viele Muscheln wie sie können. Diese verkaufen sie, leben davon. Fatima führt die Gruppe an: „Ich bin verantwortlich für sie.“ Sie hat ein großes Selbstbewusstsein. Bei ihrem Vater lernte sie zu fischen und Muscheln zu kochen. Doch seit einiger Zeit ist Fatima bedrückt – und die anderen Frauen auch.
Man hat ihnen erzählt, dass bald eine Anlage neben ihrem Dorf hochgezogen wird. Nur 500 Meter entfernt. Sie soll das Wasser entsalzen und riesengroß sein. Die Frauen müssen das glauben – Lesen und Schreiben haben sie nie gelernt. Experten einer nationalen Behörde preisen die Anlage schon länger an. Doch noch ist überhaupt nichts davon zu sehen. Da stand zwar schon mal ein Bagger auf dem großen Ascheplatz direkt an der Küste. Aber am nächsten Tag war er wieder weg – ohne zu graben. Vier Betonstangen, jede mindestens zehn Meter lang, liegen wahllos auf dem rotbraunen Sand. Dort soll einmal die Entsalzungsanlage stehen und genügend Wasser produzieren, um einige Zehntausend Marokkaner zu versorgen. Sie wird Meerwasser durch eine Membran drücken, am anderen Ende soll sauberes Wasser rauskommen. 80 Prozent der Bauern in der Region Souss Messa sollen sich dann Wasser für ihre Felder leisten können, weil der Staat draufzahlt. Akkurat geplant ist das alles aber noch nicht. Ein Einheimischer erzählt, dass der König kommen soll, um die Anlage zu eröffnen. Er ist sichtlich stolz. Fatima und die Frauen sammeln erstmal weiter Muscheln – und schwanken zwischen Angst und Hoffnung.