Der kleine Ort Tassa Ouirgane im Hohen Atlas lebt von der Landwirtschaft – und von dem Fluss, der sich im schmalen Tal zwischen den Feldern entlangschlängelt. Doch der Klimawandel macht den Bewohnern zu schaffen. Denn immer öfter verhält sich der Fluss nicht wie ihr braver Freund, sondern wie ein wildgewordener Feind. Die Geschichte einer Hassliebe.
Tassa Ouirgane liegt in der Provinz Al Haouz, einer der benachteiligsten Regionen Marokkos. Der kleine Berber-Ort ist gerade mal anderthalb Stunden von Marrakesch entfernt – und doch ganz weit weg. Er ist nur über eine unbefestigte Straße erreichbar, viele Bewohner haben kein Auto, sondern nutzen Esel zum Transport. Rund 500 Menschen wohnen hier, das Dorf lebt von der Landwirtschaft, fast jeder hier hat Felder, Hühner, eine Kuh. Im Sommer leiden die Bauern unter extremer Trockenheit, im Winter werden sie immer öfter von plötzlichem Hochwasser überrascht.
Deshalb arbeitet die High Atlas Foundation an einem Bewässerungsprojekt in Tassa Ouirgane: 15 Steinkorb-Konstruktionen, jede bis zu 80 Meter lang, sollen den Fluss in seinem Bett und von den Feldern fernhalten, um die Überschwemmungen im Winter zu verringern. Ein Brunnen, eine Solarpumpe und ein Wasserspeicher sind geplant, um die Dürreperioden im Sommer zu überbrücken. Außerdem sollen die Bewohner eine Walnuss-Baumschule bekommen, um die Produktvielfalt zu erweitern. Bis es losgeht, muss das Dorf weiter mit der ständigen Gefahr durch den Fluss leben. Am 7. März 2018 hat es so stark geregnet, dass der Fluss erneut über die Ufer getreten ist. Viele Bauern haben ihr Land verloren – alles im Fluss.